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Einarmiger chirurgischer Roboter bietet neue Möglichkeiten für Operationen im Mundbereich

Einarmiger Operationsroboter bietet neue Möglichkeiten für die Chirurgie im Mundbereich

Mit einer Investition in 4 neue chirurgische Roboter, darunter ein innovativer einarmiger Roboter, zeichnet das UZ Leuven die Landkarte der Roboterchirurgie vollständig auf. Als Universitätsklinik und größtes Ausbildungszentrum wird das UZ Leuven die neuesten Robotertechnologien auf nahezu alle chirurgischen Disziplinen ausweiten.

Als die robotergestützte Chirurgie 2007 eingeführt wurde, führte das UZ Leuven 200 Operationen pro Jahr durch; bis 2023 wurden in Leuven 1.200 Operationen mit einem Roboter durchgeführt. Die medizinische Nachfrage nach robotergestützter Chirurgie steigt, so dass das Krankenhaus beschloss, stark in die neueste Technologie zu investieren. Das UZ Leuven hat gerade vier zusätzliche chirurgische Roboter gekauft, darunter einen innovativen einarmigen Roboter. Mit insgesamt sechs Robotern, von denen einer im AZ Diest eingesetzt wird, können nun fast alle chirurgischen Abteilungen im UZ Leuven den Roboter nutzen. Die neuen Roboter werden in der Urologie, der Nasen-, Hals-, Ohren-, Gesichts- und Halschirurgie, der Gynäkologie, der Abdominalchirurgie, der Herzchirurgie und der Thoraxchirurgie zum Einsatz kommen. Auch in der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie wird der Roboter häufiger zum Einsatz kommen.

Als Universitätsklinikum ist es unsere Aufgabe, die Robotertechnik wissenschaftlich zu bewerten und zu untersuchen, für welche Eingriffe die neue, aber auch teure Technik einen echten Mehrwert darstellt
- Prof. Wouter Everaerts

Das Universitätsklinikum möchte aber auch eine kritische Stimme erheben. Die hohen Kosten der robotergestützten Chirurgie, die um 1.000 bis 3.000 Euro höher liegen können als bei der herkömmlichen Chirurgie, erfordern eine sorgfältige Auswahl, welche Eingriffe mit dem Roboter durchgeführt werden können und welche nicht. Die robotergestützte Chirurgie wird mit Ausnahme der Prostataentfernung derzeit noch nicht erstattet. Das Krankenhaus trägt die Kosten selbst. Es sind vergleichende Studien über die Genesungszeit, die Heilungsrate und die Kosten-Nutzen-Analyse der Roboterchirurgie im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren erforderlich.

Komplexe Interventionen

Die Roboterchirurgie beruht auf denselben Prinzipien wie die Schlüssellochchirurgie: Die Operation erfolgt nicht mehr über einen großen Schnitt im Körper, sondern über kleine Schnitte von 5 bis 12 Millimetern. Bei der robotergestützten Chirurgie steuert der Chirurg einen Roboter über eine Konsole, die ihm sehr präzise Bewegungen ermöglicht. Außerdem hat der Chirurg dank der Spezialkamera ein gestochen scharfes 3D-Bild des Operationsfeldes.

Bei vielen Erkrankungen kann die robotergestützte Chirurgie den Patienten Vorteile bieten. Dank des Roboters können viel komplexere Eingriffe per Schlüssellochchirurgie durchgeführt werden, was bedeutet, dass die Patienten weniger Blutverlust erleiden, weniger Zeit im Krankenhaus verbringen und sich schneller erholen. Bei Prostataentfernungen am UZ Leuven beispielsweise können die Patienten nach einem robotergestützten Eingriff innerhalb von 24 Stunden nach Hause gehen, während sie früher 5 Tage im Krankenhaus bleiben mussten. Patienten, die einen Koronararterien-Bypass mittels Roboterchirurgie erhalten, verbringen weniger Zeit auf der Intensivstation, haben weniger Blutverlust und weniger Komplikationen als bei herkömmlichen Eingriffen.

Der am häufigsten durchgeführte robotergestützte Eingriff ist heute die radikale Prostataentfernung, die am UZ Leuven fast ausschließlich mit dem Roboter durchgeführt wird. Weitere häufig durchgeführte robotergestützte Operationen sind die Entfernung von Nierentumoren, die Entfernung der Blase, die Gebärmutterchirurgie, die Bauchwandchirurgie, die Adipositaschirurgie, die Entfernung von Lungentumoren, Rachentumoren, Tumoren der Bauchspeicheldrüse, der Leber, des Magens und des Darms sowie Herzbypässe.

Innovativer einarmiger Roboter

Einer der vier neuen Roboter am UZ Leuven ist der sogenannte Single-Port-Roboter oder einarmige Roboter, der in Europa erst seit Januar 2024 erhältlich ist. Herkömmliche Roboter haben vier Arme, mit denen sie arbeiten und vier Löcher machen, um eine Operation durchzuführen. Der Single-Port-Roboter hat nur einen Arm und kann Eingriffe durch eine kleine Öffnung durchführen, was ideal für Operationen durch natürliche Öffnungen wie den Mund oder den Anus ist. Das UZ Leuven war das erste Krankenhaus in Belgien, das Anfang November eine transorale Operation (durch den Mund) mit dem einarmigen Roboter bei einem Tumor im Rachenraum durchführte.

Prof. Wouter Everaerts, Urologe und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für Roboterchirurgie am UZ Leuven: "Wir sind froh, dass wir auch mit dem einarmigen Roboter arbeiten können. Er bietet interessante Möglichkeiten bei Tumoren im Rachenraum oder bei Enddarmtumoren, wo man über einen natürlichen Zugang operieren kann. In der Urologie setzen wir diesen Roboter inzwischen auch bei der Entfernung von Prostata- und Nierentumoren ein, wobei noch unklar ist, ob der einarmige Roboter im Vergleich zum vierarmigen Roboter dem Patienten hier tatsächlich Vorteile bringt. Wir wollen diese technologischen Innovationen erproben und wissenschaftlich vergleichen. Es ist unsere Aufgabe als Universitätsklinikum, die Robotertechnologie wissenschaftlich zu bewerten und zu untersuchen, für welche Eingriffe die neue, aber auch teure Technologie einen echten Mehrwert darstellt."

Ausbildungszentrum

Als universitäres Lehrkrankenhaus wird das UZ Leuven auch alle zukünftigen Chirurgen, einschließlich Urologen und Gynäkologen, während ihrer Ausbildung in der Arbeit mit dem Roboter unterrichten. Nach den ersten theoretischen Sitzungen erhalten die Chirurgen in der Ausbildung eine praktische Ausbildung. Dabei lernen sie die Funktionsweise des Roboters, indem sie an Trainingsmodellen und virtuellen Simulatoren üben, bevor sie mit echten Patienten arbeiten. Die vierarmigen Roboter am UZ Leuven verfügen über ein Steuerungssystem für zwei Personen. So kann der erfahrene Chirurg den Ablauf der Operation zu 100 Prozent kontrollieren, während ein angehender Chirurg einen kleinen Teil des Eingriffs unter Aufsicht ausführt. Mit der Zeit lernt der angehende Chirurg, komplexere Schritte auszuführen.

Die angehenden Chirurgen haben so die Möglichkeit, ein breites Spektrum an robotergestützten Eingriffen kennenzulernen, einschließlich komplexerer Erkrankungen und multidisziplinärer Verfahren. Die robotergestützte Prostatachirurgie ist heute das Standardverfahren in Krankenhäusern, die mit einem Roboter ausgestattet sind, aber auch im Bereich der Herzchirurgie, der plastischen Chirurgie und der Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie ist das UZ Leuven ein Vorreiter bei der Durchführung robotergestützter Verfahren. Das Roboterzentrum arbeitet eng mit den Ingenieuren der KU Leuven zusammen, die beispielsweise Roboteranwendungen für die Augenheilkunde, die Gynäkologie und die Nasen-Hals-Ohren-Chirurgie entwickelt haben. Auf diese Weise kommen auch regelmäßig Studenten des Bauingenieurwesens zum Zuschauen in den Operationssaal.

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