Sich verirren, von Laternenpfählen behindert werden und nirgendwo ausruhen können. Wenn man nicht mehr alles sehen und wissen kann, ist ein Spaziergang durch die Nachbarschaft nicht mehr so selbstverständlich. Dabei kann Spazierengehen so gut tun. Im Auftrag der Gemeinde Wijk bij Duurstede und der Stichting QuaRijn und in Zusammenarbeit unter anderem mit Alzheimer's Netherlands entwickelte Studio id+ einen demenzfreundlichen Außenbereich durch das Viertel. Das Pilotprojekt dient nicht nur dazu, den Bewohnern des Ewoud & Elisabeth Gasthuis die Nachbarschaft zugänglich zu machen, sondern auch dazu, demenzkranken Bewohnern in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld einen Halt zu geben. Schließlich ist die Nachbarschaft ein untrennbarer Teil des eigenen Zuhauses.
Wijk bij Duurstede ist eine der am schnellsten alternden Gemeinden in den Niederlanden, und die Zahl der Menschen mit Demenz, einschließlich derer, die zu Hause leben, steigt rapide an. Nach Berechnungen von Alzheimer Nederland wird die Zahl von 320 im Jahr 2020 auf 850 Personen im Jahr 2040 steigen. In den Niederlanden sind 300 000 Menschen an Demenz erkrankt, von denen mehr als 80 000 in Pflege- oder Betreuungsheimen leben. Darüber hinaus gibt es schätzungsweise 100.000 Menschen, bei denen die Diagnose noch nicht gestellt wurde. Anja Dirks, Inhaberin, Architektin und Innenarchitektin von Studio id+: "Für Menschen mit Demenz, die in Pflegeheimen leben, ist es schwierig oder sogar unmöglich, selbstständig nach draußen zu gehen. Oft gibt es zwar einen privaten Außenbereich in Form eines Balkons oder eines eingezäunten Gartens, aber ein selbstständiges Erkunden der Umgebung ist aus verständlichen Sicherheitsgründen kaum möglich."
Gleichzeitig legt das 2020 in Kraft getretene Gesetz "Druck und Zwang" fest, dass auch Heimbewohner so viel Freiheit wie möglich haben sollen. Für Menschen, die mit Demenz zu Hause leben, wird es zudem immer schwieriger, sich auch in der vertrauten Umgebung (wieder) zurechtzufinden. Das verunsichert nicht nur die Betroffenen selbst, sondern führt auch dazu, dass sich Angehörige und informelle Betreuer vor allem um die Sicherheit sorgen. Dabei ist ein Spaziergang so gut für den Menschen. Jan Kuiper, Beigeordneter der Gemeinde Wijk bij Duurstede: "Die Gemeinde sieht die Spazierwege am Ewoud & Elisabeth Hospital als Pilotprojekt, um mehr Menschen mit Gedächtnisproblemen das selbständige Gehen zu ermöglichen. Mit dem Bau eines zweiten Pflegeheims in Wijk bij Duurstede wird seine Bedeutung noch weiter zunehmen. Auch das kommunale Handbuch Inrichting Openbare Buitenruimte wird entsprechend aktualisiert."
Die QuaRijn Foundation nahm die Dringlichkeit in den Blick und untersuchte, wie Bewohner einer stationären Einrichtung ohne geschlossenen Garten dennoch nach draußen gehen können. Wie sie, zunächst unter Aufsicht, in der Nachbarschaft spazieren gehen können und welche Formen der Unterstützung es den Bewohnern von Pflegeheimen, die dazu in der Lage sind, ermöglichen würden, dies selbstständig zu tun. Das Studio id+ wurde beauftragt, nach Methoden zu suchen, die es den Bewohnern des Gästehauses Ewoud & Elisabeth ermöglichen, sicher durch das Viertel zu spazieren, und gleichzeitig der Gemeinde Instrumente an die Hand zu geben, um das Viertel zugänglicher und freundlicher für Menschen mit Demenz zu gestalten. Darüber hinaus wollen die Gemeinde und QuaRijn die Begegnung mit Menschen mit verwirrtem Verhalten auf der Straße normalisieren. Es ist wichtig, dass auch dies reibungslos und sicher abläuft. Nicht nur die QuaRijn Foundation als Pflegeorganisation war eng in die Studie eingebunden, sondern auch Alzheimer Nederland und andere Interessengruppen lieferten Beiträge und reflektierten die Ergebnisse in einer Nutzergruppe.
Bevor Studio id+ mit der Gestaltung begann, entwickelten die Designer eine maßgeschneiderte Forschungsmethodik. In vier Ebenen - Zugänglichkeit (physisch), räumlich (Unterstützung), sozial (Bewusstsein) und digital (Technologie) - werden Erkenntnisse darüber gewonnen, wie wir uns generell in Außenräumen orientieren und welche Unterstützung dazu beitragen kann. Dirks: "Neben der Kartierung physischer Komponenten, die Barrieren erhöhen können, wie Bordsteine, Übergänge, Zäune und Kontraste, haben wir auch untersucht, welche 'Marker' tatsächlich für Orientierung sorgen können. Und wie Hausautomation und Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft Menschen mit Demenz am besten unterstützen können."
Auf der Grundlage der Untersuchung konnte das Studio id+ einen demenzfreundlichen Weg in der Nachbarschaft vom Haupteingang des Ewoud & Elisabeth Gasthuis bis zum Zentrum von Wijk bij Duurstede beraten und gestalten. An diesem Weg wurden mehrere Anpassungen vorgenommen, um den Bewohnern des Gästehauses und den benachbarten Bewohnern mit Demenz und anderen Gedächtnisproblemen die Orientierung und Navigation zu erleichtern und die Sicherheit im Viertel zu erhöhen. Die verschiedenen Optionen und die endgültige Route wurden auch mit den Bewohnern getestet. Dabei setzt QuaRijn als Pflegeorganisation auf die Fähigkeit der Bewohner, die Route zu erlernen und schließlich selbständig zu gehen.
Eine der gestalterischen Maßnahmen, die Menschen mit Demenz dazu ermutigen sollen, selbstständig spazieren zu gehen, sind die auffälligen gelben Schritte vom Eingang des Ewoud & Elisabeth Guest House zum Zentrum und wieder zurück. "Da sich viele ältere Menschen mit Demenz am Boden orientieren, werden sie den Fußspuren folgen. Das Folgen einer Route gehört ohnehin zu unserer Grundorientierung." Neben der Wegweisung verbessern die Trittstufen auch die Sichtbarkeit des Eingangs des Pflegeheims. Die gelbe Farbe hebt sich gut von der Umgebung ab und macht sie auch für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen sichtbar, was häufig mit Demenz einhergeht.
Am Ende des Weges wurde eine Bank aufgestellt, damit sich die Bewohner auf dem Weg ausruhen können. Von dort aus können sie ihren Weg ins Stadtzentrum fortsetzen oder nach Hause zurückkehren. Die genaue Position der Bänke wurde auf der Grundlage der durchschnittlichen Entfernung festgelegt, die ältere Menschen auf einer Strecke zurücklegen können. Dirks: "Neben dem Aufstellen einer neuen Bank wurden auch bestehende Einrichtungselemente angepasst. So wurden zum Beispiel Laternenmasten, die mitten auf dem Gehweg standen, versetzt, weil es schwierig war, aneinander vorbeizukommen - und mit einem Rollator sogar unmöglich. Außerdem sorgen farbige Fliesen für eine deutlichere Unterscheidung zwischen Fuß- und Radweg, und ein Teil des Fußwegs wurde verlegt, damit Radfahrer ihn nicht so leicht zum Abbiegen nutzen können. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung haben wir die Ratschläge und Teilentwürfe in einen konkreten Plan umgesetzt, der kurz darauf realisiert wurde."
Auch der Übungsgarten neben dem Gästehaus Ewoud & Elisabeth wurde umgestaltet, da Menschen mit Demenz und Sehbehinderung leere Beete als unheimliches schwarzes Loch erleben können.
Studio id+ entwickelte zwei Routen: eine ins Stadtzentrum und eine in unmittelbarer Nähe des Ewoud & Elisabeth Gasthuis. Die erste Route wurde als Pilotprojekt am 24. April 2024 während der ersten Wijkse Wandel3daagse für ältere Menschen eröffnet. Mit bis zu zweihundert Teilnehmern war sie ein großer Erfolg. Auf der Grundlage der Ergebnisse des Pilotprojekts wird die zweite Route noch in diesem Jahr realisiert.