Ann Petermans hat bereits mehrere Master- und Promotionsprojekte über die Auswirkungen der (Innen-)Architektur im Gesundheitswesen auf Glück und Wohlbefinden betreut. "Waren Sie kürzlich in einem Krankenhaus, sei es für einen Besuch oder eine Behandlung, einen kurzen oder langen Aufenthalt? Dann denken Sie einen Moment an das Zimmer oder den Raum zurück, in dem Sie sich damals aufgehalten haben, und insbesondere an seine räumliche Qualität. Wie sah er aus? Gab es Tageslicht oder künstliches Licht? Welches Material befand sich auf dem Boden? War das Radio an? Und gab es Lärm?"
Warum stellen Sie diese Fragen? Um zu verdeutlichen, dass es im Bereich Design/Architektur oft so ist, dass man nichts Besonderes zu bemerken braucht, wenn "das Bild stimmt". Nur wenn ein kleines Element nicht stimmt, fällt es auf, und das kann dazu führen, dass man sich ein wenig unwohl fühlt. In einem Krankenhaus könnte das zum Beispiel der Fall sein, wenn die Beschilderung plötzlich aufhört, bevor man sein Ziel erreicht hat. Bei einem Entwurf zählt jedes Detail, aber in Krankenhäusern war das nicht immer offensichtlich."
"Mit der Ausbreitung des Christentums wuchs die Bedeutung der Krankenpflege als Teil der christlichen Aufgabe. Über Jahrhunderte hinweg spielten religiöse Einrichtungen eine wichtige Rolle bei der Pflege von Kranken. An den ihnen angeschlossenen Orten wurden die Kranken in der Regel in großen Hallen mit vielen Betten gepflegt. Diese Säle waren in vielen Fällen dunkel, kalt, schlecht belüftet und unhygienisch.
Die Antwort auf dieses Problem war der "Pavillon"-Plan, der erstmals im Pariser Hôpital Lariboisière umgesetzt wurde, das Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gebaut wurde. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Hygiene wurden mehrere Gebäude um einen zentralen Innenhof mit viel Grün geplant. Galerien trennten die Gebäude voneinander, um Infektionen zu vermeiden. Jeder Ort musste also ausreichend Licht und Luft erhalten. Dieser Ansatz mit mehreren Krankenstationen schien die Genesung der Patienten zu verbessern und die Infektionsraten zu senken und inspirierte immer mehr Krankenhäuser. Doch im Laufe der Jahre verbesserten sich die medizinischen Techniken und Praktiken, was sich auf die Gestaltung und den Aufbau auswirkte. Privatzimmer und höhere Gebäude mit mechanischer Belüftung kamen auf."
"So entstehen die Krankenhäuser von heute. Sie sind Orte, an denen eine wachsende Zahl von Patienten effizient versorgt werden muss. Dies erfordert einen komplexen logistischen Betrieb. Gleichzeitig wollen die Nutzer aber auch etwas anderes. Die Menschen wollen nicht mehr nur rein funktional versorgt werden, sie wollen sich auch wohlfühlen und am Ort der Versorgung etwas "erleben". Diese kontinuierlichen Entwicklungen müssen zusammen mit
ein Krankenhausdesign".
Was bedeutet das für die Praxis? "Wir stellen oft fest, dass bei der Planung neuer Krankenhausgebäude die verschiedenen Interessengruppen zu wenig einbezogen werden. Natürlich sind Patienten, Besucher und medizinisches Personal wichtige Akteure in einem Krankenhaus, aber es finden dort auch viele logistische Aktivitäten statt, und viele Menschen arbeiten zum Beispiel in der Küche, in der Reinigung und in IT- und Managementfunktionen. Mehr Augen sehen mehr potenzielle Probleme und haben Bedürfnisse und Wünsche, die unterschiedlich sein können. Natürlich kann man nicht jeden einzelnen Nutzer anhören, aber durch Patientenverbände und Fokusgruppeninterviews kann man schon viel erreichen. Es kann äußerst wertvoll sein, diese Vielfalt von Akteuren stärker in die Planungsphase von Krankenhäusern einzubinden."
"In manchen Räumen herrscht Funktionalismus vor. Daran ist nichts auszusetzen. Aber andere Umgebungen sind stark emotional aufgeladen, wie etwa eine Palliativstation oder eine Entbindungsstation. Dort ist die Erfahrung des Ortes sehr wichtig. Diesem Aspekt sollte daher bei der Gestaltung Rechnung getragen werden. Dazu gehört viel mehr als die Farbe der Wandfarbe, eine Blumenvase oder ein gemütliches Möbelstück. Es geht nicht um die einzelnen Elemente an sich, sondern um das Gesamterlebnis dieser Orte, an denen viele Dinge miteinander interagieren und ein Gesamterlebnis hervorrufen. Das sind Dinge, die bei den Menschen hängen bleiben.